Kapitel 1

Wie Sie ein Subscription-Angebot entwickeln

Im Blogartikel haben wir bereits grob beschrieben, wie Sie ein Subscription-Angebot entwickeln. In diesem Kapitel gehen wir tiefer: 

  • Welche Preismodelle kommen in Frage? 
  • Welche Subscription-Modelle passen zu meiner Branche und Leistung? 
  • Was sind typische Stolperfallen und Best Practices bei der Abo-Gestaltung? 

Die Preislogik & Abrechnung definieren 

Die Wahl des Abrechnungsmodells ist einer der wichtigsten Schritte im Subscription-Projekt. Sie entscheidet darüber, ob Ihr Angebot für Kunden verständlich, für den Vertrieb verkaufbar und für Finance sowie IT handhabbar bleibt. In der Praxis haben sich vier Grundmodelle bewährt, die sich je nach Leistungstyp einsetzen lassen. Ergänzend können einmalige Kosten im Vertrag berücksichtigt werden. 

  • Fixpreis: Beim Fixpreis zahlen Kunden regelmäßig einen festen Betrag, unabhängig von der tatsächlichen Nutzung. Dieses Modell eignet sich besonders für standardisierte Leistungen mit vorhersehbarem Aufwand.
  • Nutzungsbasiert (Pay-per-Use): Hier richtet sich der Preis nach dem tatsächliche Verbrauch, z. B. pro Maschine, Gigabyte, API-Call oder Stunde. Das Modell ist besonders fair und skalierbar, erfordert aber Messbarkeit und transparente Abrechnung.
  • Tiered Pricing: Beim Tiered-Modell zahlen Kunden je nach Nutzungsintensität ode Volumen innerhalb vordefinierter Stufen („Tiers“). Es kombiniert Planbarkeit mit Flexibilität und eignet sich gut für heterogene Kundengruppen.
  • Kombimodell: Das Kombimodell verbindet feste Grundgebühren mit variablen Komponenten, etwa ein monatlicher Basispreis plus nutzungsabhängige Zuschläge. So lassen sich komplexere Leistungen oder Mischangebote differenziert bepreisen.
  • Einmalige Kosten: Viele Subscription-Verträge beinhalten zusätzlich einen einmaligen Posten – etwa für Setup, Onboarding oder die Bereitstellung von Hardware. Damit lassen sich initiale Aufwände darstellen, ohne das wiederkehrende Preismodell zu überfrachten.  
PreismodellGeeignet für...VorteileRisiken
FixpreisStandardisierte Leistungen (Support, Hosting, Schulung)Einfach, planbar, leicht zu kommunizierenWenig Flexibilität, Verluste bei hoher Nutzung
NutzungsbasiertInfrastruktur, IoT, technische ServicesFair, wachstumsfähig, performance-orientiertUmsatzschwankungen, höherer Abrechnungsaufwand
Tiered PricingHeterogene Kundengruppen, SaaSSkalierbar, wachstumsfördernd, kombiniert Planbarkeit und FlexibilitätSchwellenwirkungen, erklärungsbedürftig
KombimodellKomplexe LeistungsbündelFlexibel, differenzierend, bildet Mischmodelle realistisch abHöhere Komplexität in Vertrieb und Abrechnung

Die genaue Ausgestaltung dieser Modelle hängt von Ihrer Branche, Ihren Leistungen und Ihren Kunden ab. Ein Software-Anbieter steht vor ganz anderen Herausforderungen als ein Maschinenbauer, Händler oder Beratungsunternehmen. 

Im nächsten Kapitel zeigen wir daher anhand typischer Branchenbeispiele, wie Subscription-Modelle in der Realität aussehen können. Darauf aufbauend geben wir Ihnen anschließend Best Practices aus HSO-Projekten mit, die sich unabhängig von Branche oder Modell bewähren. 

Das passende Subscription-Modell für Ihre Branche finden  

Vermutlich sind Sie nicht das erste Unternehmen in Ihrer Branche, das ein Subscription-Modell in Betracht zieht. Und beim Aufbau eines Abo-Modells muss niemand das Rad neu erfinden. In vielen Fällen lohnt es sich, auf bewährte Ansätze zurückzugreifen: Was passt zu meinem Produkt? Was funktioniert bereits im Markt? Gerne helfen wir Ihnen dabei, das richtige Modell für Ihren Business Case zu identifizieren. Hier vier gängige Abo-Strukturen nach Branche aus unseren bisherigen Projekten:   

Software: Vom Lizenzverkauf zum userbasierten Abo mit Add-ons 

Ein typischer Fall sieht so aus: Ein Software-Anbieter will Umsätze planbarer machen, Kunden langfristig binden und neue Services besser monetarisieren. Oft fragen auch seine Kunden zunehmend nach flexiblen Preismodellen. Deswegen entscheidet sich der Anbieter, statt einmaliger Lizenzen ein nutzungs- oder benutzerbasiertes Abomodell aufzubauen. 

Ein typisches Setup für Software-Abos:  

  • Zugriff auf die Plattform: Kunden erhalten laufenden Zugriff auf die Software inklusive regelmäßiger Updates und Funktionsweiterentwicklungen
  • Support-Level nach Bedarf: z. B. Standard-Support im Basispaket, Premium-Support oder SLA-Optionen als Zusatzmodul
  • Service Level Agreements (SLA): garantierte Verfügbarkeit und definierte Reaktionszeiten als vertraglicher Bestandteil
  • Nutzungsbasierte Abrechnung (z.B. pro aktivem User, Datenvolumen, API-Calls, KI-Abfragen, Transaktionen): monatlich oder jährlich, mit automatischer Anpassung bei Zu- oder Abnahme der Nutzung
  • Flexible Add-ons: z. B. Schulungspakete, Sandbox-Umgebungen, Zusatzmodule, KI-Funktionen oder API-Nutzung 

Unser Tipp: Proration, Add-ons und konsolidierte Rechnungen nutzen 

Gerade in der Einführungsphase empfiehlt es sich, mit einfachen Preismodellen zu starten: beispielsweise ein Basisangebot pro Nutzer plus modulare Erweiterungen. Wichtig ist, die Preislogik im System sauber abzubilden, inklusive dynamischer Anpassung bei aktivierten oder deaktivierten Lizenzen.  

Microsoft Subscription Billing bietet dafür Funktionen wie automatische Proration (Verträge können anteilig abgerechnet werden, wenn sie nicht genau zum Monatsanfang starten oder enden), flexible Preisstaffelung und konsolidierte Rechnungsstellung bei größeren Kundenaccounts. 

Manufacturing: Maschinennutzung und Wartung im Bundle 

Auch für Hersteller hochwertiger Maschinen, Anlagen oder technischer Systeme bieten Abo-Modelle eine attraktive Alternative zum klassischen Produktverkauf. Statt einmaliger Investitionen durch den Kunden ermöglichen Subscription-Modelle eine kontinuierliche Monetarisierung, etwa durch nutzungsabhängige Tarife, garantierte Verfügbarkeiten oder integrierte Wartungspakete. 

Besonders geeignet ist dieses Modell für langlebige Produkte mit regelmäßigem Wartungsbedarf, hohen Betriebskosten oder klar definierbaren Service-Leveln. Unternehmen, die ihre Maschinen nicht nur verkaufen, sondern auch betreiben oder instandhalten, können so neue Erlösquellen erschließen.

Ein typisches Setup für Machine-as-a-Service-Modelle: 

  • Bereitstellung der Maschine: Die Maschine bleibt im Besitz des Herstellers – Kunden zahlen für Nutzung, nicht für Eigentum
  • Integrierte Wartung: Präventive Services sind im Vertrag enthalten, inklusive festgelegter Wartungsintervalle und Reaktionszeiten
  • Abrechnung nach Nutzung: Kombination aus monatlichem Fixpreis und optionaler variabler Komponente, z. B. basierend auf Maschinenstunden oder Leistungskennzahlen
  • SLA-basierte Leistungszusagen: Etwa garantierte Verfügbarkeiten, kurze Reaktionszeiten oder vereinbarte Downtime-Limits 

Unser Tipp: Mit einem schlanken Wartungsvertrag starten und schrittweise ausbauen 

In der Praxis hat es sich bewährt, mit einem einfachen, gut standardisierbaren Wartungsvertrag zu beginnen – etwa als Monats- oder Jahrespaket mit fester Grundgebühr. Einmalige Aufwände (z. B. Installation, Bereitstellung) können zusätzlich in den Vertrag integriert werden. In einem zweiten Schritt kann das Modell um nutzungsbasierte Komponenten erweitert werden, sobald Telemetrie-Daten oder digitale Monitoring-Systeme zuverlässig verfügbar sind. 

Die Preislogik muss nicht nur kaufmännisch sinnvoll sein, sondern sich auch technisch sauber abbilden lassen. Microsoft Subscription Billing bietet die Möglichkeit, wiederkehrende Leistungen und nutzungsbasierte Komponenten flexibel zu kombinieren, inklusive Abrechnung nach Zählerstand, Staffelpreisen, automatischer Verlängerung und SLA-Logik.

Retail: Membership-Modelle für Zusatzservices 

Im Einzelhandel geht es längst nicht mehr nur um Produkte, sondern um Erlebnisse. Besonders im DIY-, Elektronik- oder Freizeitsegment setzen deshalb immer mehr Händler auf Mitgliedschaftsmodelle, die exklusive Zusatzleistungen bieten: von kostenlosen Reparaturservices über Leihgeräte bis hin zu digitalen Abo-Inhalten. 

Der Grund: Kunden erwarten Mehrwert und Verlässlichkeit. Gleichzeitig stehen Händler unter Druck, sich vom Wettbewerb abzugrenzen, Kunden zu binden und neue Umsatzquellen jenseits des Einmalkaufs zu erschließen. Ein gut durchdachtes Membership-Modell kann genau das leisten.

Ein typisches Setup für Membership-Modelle im Handel: 

  • Mitgliedschaftsvertrag: Fester Betrag pro Monat/Jahr (häufig mit Staffelpreisen für Einzelpersonen, Familien oder Geschäftskunden).
  • Optionale Zusatzleistungen: Vorteile wie Rabattstufen, verlängerte Garantien, kostenloser Werkzeugverleih oder digitale Inhalte.
  • CRM-Verknüpfung: Mitgliedsdaten werden ins Kundenbindungsprogramm integriert, um personalisierte Angebote zu ermöglichen. 

Unser Tipp: Membership als Teil der Kundenstrategie verstehen 

Ein Membership-Modell verändert die Beziehung zwischen Händler und Kunde. Umso wichtiger ist es, den gesamten Prozess sauber abzubilden: von der Mitgliedschaftsbuchung über die Verlängerung bis zur Kündigung und Abrechnung. 

Microsoft Subscription Billing ermöglicht die systemische Verwaltung wiederkehrender Verträge, Staffelpreise, automatischer Verlängerungen und Zusatzleistungen. Kombiniert mit CRM-Daten aus Dynamics 365 oder anderen Systemen entsteht eine integrierte Sicht auf Mitgliederstatus, Nutzungsverhalten und Lifetime Value und liefert so eine wichtige Grundlage für moderne Kundenbindung im Handel. 

Professional Services: Vom Projektgeschäft zum Retainer-Modell 

Dienstleistungsunternehmen arbeiten traditionell projektbasiert: klar umrissener Auftrag, definierter Leistungszeitraum, abrechenbare Stunden. Doch dieser Ansatz hat Schwächen. Er erzeugt Umsatzspitzen und -täler, ist schlecht skalierbar und macht die Ressourcenplanung schwierig.  

Immer mehr Anbieter wechseln daher auf Retainer-Modelle. Leistungen werden dabei nicht einmalig, sondern im Rahmen eines laufenden Servicevertrags erbracht. Das sorgt für planbare Umsätze und stabilere Kundenbeziehungen.

Ein typisches Setup für Retainer-Modelle in der Dienstleistungsbranche: 

  • Servicevertrag mit monatlichem Kontingent: z. B. Beratungsstunden, Supportpakete, regelmäßige Reviews.
  • Servicepakete: Leistungsstufen (Basic / Standard / Premium), klar abgegrenzt und ggf. zusätzlich buchbare Stunden oder Leistungen. 

Für die Einführung empfiehlt sich ein abgestuftes Modell mit Paketgrenzen und einem Mechanismus für zusätzliche Leistungen: etwa der automatische Übergang auf Stundenabrechnung bei Überschreitung des Kontingents oder die Buchung zusätzlicher Pakete. 

Mit Microsoft Subscription Billing lassen sich diese Modelle systemisch sauber abbilden – inklusive wiederkehrender Rechnungsstellung, Upgrade-/Downgrade-Optionen, Vertragslaufzeiten und Kündigungsfristen. Durch die Integration in Finance und CRM behalten sowohl Controlling als auch Account Management den Überblick über Vertragsstatus, Auslastung und Erweiterungspotenziale.